Eine Geschichte aus Honduras – Die Farm

Eine Geschichte aus Honduras – Die Farm

Die Fotos sind von meinen Klassenkameraden Louis-Guy. Im Titelbild: Jennie auf dem Pferd

Einige der Wochenenden haben wir zusammen als Matteson Gruppe ein Ausflug gemacht. Es ist ganz erfrischend etwas Zeit zum entspannen zwischen all der Arbeit und den Aufgaben zu haben. Manchmal konnte es sogar passieren, dass wir kaum Zeit zusammen hatten, außer am Wochenende. So war es schön diese Möglichkeit zu nutzen. Auf der anderen Seite fühlte ich aber auch das Bedürfnis nach Ruhe, ganz ohne Aktivitäten. Doch dann kann es wieder vorkommen, dass ich mich allein gelassen fühle. Schlussendlich habe ich mich entschieden mit auf der Fahrt zur Farm zu gehen.

Ein Bruder aus der Gemeinde hat uns alle auf sein Pick-up geladen und dann sind wir kurz nach 8:00 Uhr früh los gefahren. Vielleicht war das alte Auto doch etwas überlastet. Denn wenige Minuten nachdem wir aus der Stadt raus sind haben wir eine Pause gemacht, um auf den Bruder zu warten, der mit seinen Auto auch kommen wollte. So waren wir letztlich 14 Leute auf zwei Pick-up verteilt gefahren. Das Mitfahren auf der Ladefläche ist lustig, vor allem weil es in Europa nicht üblich ist. Bei den Sandstraßen in Honduras kann man eh nicht schnell fahren. So konnten wir auf der Fahrt die Aussicht genießen. Wir sind durch eine Ebene gefahren, zu beiden Seiten trockene Gebüsche mit vereinzelten Bäumen. Es kam mir fast vor wie auf einer Safari-Tour. Wir haben sogar Zebras gesehen, nur ohne Streifen.

Bild vom Zuckerrohr pressen
Zuckerrohr pressen

Nach etwa einer halben Stunde Fahrtzeit sind wir an den Zaun zum Grundstück angekommen. Vielleicht hundert oder zweihundert Meter danach haben wir erneut gehalten um etwas Zuckerrohr zu ernten. Dieses haben wir später dann auch durch einer Presse gedreht um daraus Zuckerwasser zu bekommen. Das Wasser kann man auch über den Feuer etwas erhitzt um den Zucker daraus zu bekommen. Aus einer Stange kommt etwa eine Tasse Wasser raus. Man kann den Zuckerrohr auch schälen und dann im Mund kauen. Die Fasern sind nicht zum Essen, aber man kann das Zuckerwasser raus-kauen und dies schmeckt wirklich süß – und klebrig.

Doch bevor wir zum Haus gekommen sind mussten wir noch über einen Fluss und einen Berg rauf fahren. Dann an der Farm angekommen sind wir gleich zu den Kühen. Die durften wir erstmal melken. Für viele von uns war das eine ganz neue Erfahrung. Es ist ein komisches Gefühl in der Hand und erfordert etwas Geschick, Kraft und gutes Timing. Doch mancher hat sich als Naturtalent erwiesen. Zwei Kühe später, und mit professioneller Hilfe des Farmers, hatten wir nach etwa einer halben Stunde einen Eimer voll mit Milch. Davon haben wir zum Abendbrot auch frischen Käse bekommen.

Bild vom Kühe melken
Manuelle beim melken

Nachdem wir Milch und Zucker geerntet haben (Es gab auch Carob-Bäume auf den Grundstück, die essen bestimmt immer hausgemachte Schokolade), auch frischen Orangensaft gepresst haben, war noch etwas Zeit zum plaudern oder spielen mit den Kindern dort, bevor wir das Mittagessen bekommen haben. Das typisches Essen in Honduras heißt Baleadas. Das ist ein Tortilla (Teigpfladen), gefüllt mit gestampften roten Bohnen, Avocado, Tomaten und Platano (gebratene Bananen). Letzteres habe ich lieber raus gelassen, aber sonst ist es sehr schmackhaft. Besonders Avocado kann kann man immer essen. Eine Frucht kostet 7 Lempiras, das sind etwa 20 Cent. Wenn man die in großen Kisten kauft dass geht der Preis auf 4 Cent runter.

Unterwegs zum Wasser

Nach dem Essen sind wir wieder auf den Pick-Up oder das Pferd gestiegen, und haben und auf den Weg zu einer Badestelle gemacht. Da ist eine warme Wasserquelle, nur eine kleine, aber es war ganz angenehm sich dort ins Wasser zu setzten. Auch ist dort ein Wasserfall, nur aufgrund der Trockenzeit ohne Wasser. Aber wir sind die 6 Meter hoch geklettert und haben ein paar Fotos gemacht.

Unsere Wandergruppe (Das Pferd ist am Fluss stehen geblieben)

Danach sind wir noch zu einer zweiten Wasserstelle gefahren. Dies war ein kleiner Fluss, der aber in der Regenzeit viel Wasser führt. Dadurch hat sich an einen Felsen ein richtiger See gegraben, nicht groß von der Fläche, aber tief und lang genug um ein paar Züge schwimmen zu können. Dort haben wir die Zeit bis zum Sonnenuntergang verbracht. Ich habe auch die Gelegenheit genutzt um ein Bild zu zeichnen.

meine Zeichnung der Wasserstelle
Der kleine See im Fluss

Zurück zur Farm haben wir am Lagerfeuer unser Abendessen genossen und ein paar Lieder zur Ukulele gesungen. Das war etwas schwierig, weil das einzige Licht vom Feuer gekommen ist. Es gibt hier zwar ein kleines Windrad, welches eine LKW-Batterie auflädt, aber dafür nur wenig Beleuchtung außerhalb. Ja, alles ist hier ganz einfach, aber die Leute sind glücklich. Zudem haben sie alles, was zum Leben nötig ist, sodass es nicht gleich zu Problemen komme, wenn man nicht in die Stadt zum Einkaufen darf.

Spät am Abend sind wir dann wieder nach Hause gefahren. Von der Ladefläche des Pick-Up konnten wir noch die vielen Sterne bewundern. Der Sternenhimmel in Honduras ist allgemein sehr bewundernswert. Auch wenn man am Horizont schon die Lichter der nächsten Stadt ausmachen kann, so gibt es doch sonst nicht so viel Lichtverschmutzung. Auch  die Tatsache, dass es nach Einbruch der Dunkelheit schnell richtig dunkel wird, trägt dazu bei. Dunkel aber nur, wenn kein Mond scheint. Der erhellt die Nacht schon beim leichten Zunehmen. Komisch ist nur, dass der Mond nicht von rechts nach links zunimmt, sondern von unten nach oben. Kann mir das einer der Wissenschaftler von euch erklären?

Ja, der Tag war ganz nett.
Die Gemeinschaft war angenehm und das Wandern und Baden in der Natur war sehr erfrischend. Sicher gab es Momente, wo ich dachte lieber alleine zu sein oder auf der anderen Seite mir mehr Gespräche gewünscht habe, Aber es ist gut etwas Abwechslung zu haben. Auch zu sehen wie die Leute hier leben war sehr aufschlussreich. Nicht dass ich auch auf solch einer Farm leben möchte, aber Zuckerrohr anpflanzen könnte ich mir schon vorstellen. Vielleicht auch nur deswegen:

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