
Klettern
Wir waren wieder ein paar Tage in den Bergen. Das war eine sehr schöne Zeit zum Abschluss des Schuljahres. Diesmal war es auch nicht so gefährlich wie damals in Bessegen. Aber ein paar neue Gedanken möchte ich dazu schreiben.
Am Freitag sind wir auf eine größere Klettertour in das Rondane Plateau gegangen. Dazu sind wir fast eine Stunde mit dem Auto gefahren, dann 6km mit dem Fahrrad und dann fing das Klettern an. Einige von uns sind von diesen Punkt mit dem Rad zurück gefahren. Das sind zusammen etwa 20 km und größtenteils bergab. Mit dem Auto dauert das so lange, weil wir um einen anderen Berg herum fahren mussten. Wir 4, die wir nicht gleich zurück sind, wollten auf den Berg steigen. Eigentlich war sogar geplant den höchsten Gipfel dieser Gegend „Rondslottet“ mit 2178m Höhe zu ersteigen. Das wäre eine Klettertour (ohne Autofahrt) von 8 bis 10 Stunden gewesen. Aber wegen eines aufkommenden Schneesturm sind wir nachdem wir den Gipfel davor, Vinjeronden (2044m), erreicht habe, wieder umgekehrt.
Der erste Abschnitt war ein Treppensteigen mit etwa 240 Stufen. Dann ging es weiter mit nur leichten Auf und Ab. An der Stelle haben wir uns etwas darüber unterhalten ob es besser ist vorne oder hinten zu laufen. Mein Gesprächspartner sieht es als besser vorne zu sein, etwas schneller als die anderen, so kann er auch ab und zu eine Pause machen. Als wir die Strecke mit dem Rad gefahren sind konnte ich von meinem Briefträgertraining profitieren und mit Leichtigkeit vom Ende der Gruppe nach vorne kommen. Es ist spaßig schnell zu fahren, besser zu sein als andere. Aber ich habe auch ein Auge für andere. An einer Stelle haben wir zu zweit eine andere Person geholfen indem wir ihr Rad mit Stricken „abgeschleppt“ haben. Auch das war kein Problem für mich. Als es wieder bergab ging habe ich das Seil eingepackt und bin wieder an die Spitze gefahren.
Beim Wandern ist das aber etwas anders. Ich werde schneller erschöpft und überlege daher gut meine Energie bestmöglich auf zu teilen. Ja, manchmal gefällt es mir schnell über die Steine zu springen, aber nicht bevor ich auf den Rückweg bin. Auch habe ich mehr Aufmerksamkeit für den Letzten der Gruppe. Beim Klettern ist es wichtig, dass keiner alleine zurück bleibt. Das ist mir schon in Bessegen aufgefallen. Damals hat sich eine Mitschülerin etwas schwer getan und ist ein bisschen zurück gefallen. Auch wenn sie sich entschieden hätte zurück zu gehen, dann wäre ich vermutlich mit gegangen. Das ist nichts mit der Person selbst, sondern mein Verständnis von Gruppe und Sicherheit. Ich würde gerne schneller laufen, aber meine Verantwortung (oder nenne es Beschützerinstinkt) verwehrt mir dies. Sicherlich, ein kleiner Teil in mir bedauert diese Situation, aber der größere Teil bleibt bei seinen Prinzipien.
Nun stelle ich mir nur die Frage, ob man zu hilfsbereit sein kann. Gibt es ein „zu viel des Guten“? Sich um andere kümmern ist ja ganz gut, aber laufen müssen sie selber. Ich werde dieses Thema eventuell in einen anderen Beitrag ausführen.