
Lebensgefahr?
Zacharias Kommentare 1 Kommentar
Wie ist es, wenn man in Lebensgefahr schwebt?
Wie ist es davor, wenn man es weiß?
Wie ist es danach?
Wie ist es mit anderen?
Ein paar Gedanken zu meiner kürzlichen Klettertour.
Ja, diese Strecke war in der Tat anstrengend. "Es ist nicht gefährlich, wenn man den richtigen Weg findet" hieß es. Wir haben nicht ganz den richtigen Weg gefunden und es wurde gefährlich. 3 Meter steile Bergwand, nass und rutschiger Felsen, kaum Möglichkeiten zum Festhalten und wenn ich mein Handy aus ausgestreckter Hand fallen ließe würde es mindestens 2 Meter fallen bevor es Irgendwas berührt. Aber zurück war kaum eine Option, weil wir eben erst eine ähnlich schwierige Stelle passiert haben.
Das war wirklich gefährlich. Was da alles hätte passieren können. Mir wurde schon etwas unwohl, als wir an diese Stelle kamen. Kaum Platz zum Stehen oder dass René von hinten nach vorne kommen konnte um sich selber ein Überblick zu verschaffen. Nach theoretischer Begutachtung haben wir nichts unternommen, bevor wir gebetet haben. Aber trotzdem blieben die Aussichten nach oben schlecht, nach unten weit und zur Seite unpassierbar. Dann das Risiko eingehen ist eine halb spontane aber schwere Entscheidung.
René ist lang, athletisch und das Klettern gewohnt. Ich würde mich ähnlich bezeichnen, wenn auch bei weitem nicht so sportlich. Aber wir hatten auch drei weitere Begleiter. Wissend, dass es eine etwas schwierig Strecke wird, hat René vorher einigen anderen abgeraten mit zu kommen, sodass die Hälfte unserer Hütten-Truppe nicht gekommen ist. Wir 5 sind also die mutigen, erprobten, gesunden oder abenteuerlustigen. Aber auch trotz aller guter Vorbereitung oder guten Willen kann es schnell passieren, dass man abrutscht, sich ein Stein löst, oder ein Grasbüschel keinen dauerhaften Halt bietet. Und an so einen Berghang kann solches schnell die Lebenszeit beenden.
Diese Gedanken beschäftigen mich noch immer etwas, sodass es mir schwer fiel in der ersten Nacht danach Schlaf zu finden. Vielleicht nicht einmal, weil mir selbst etwas hätte passieren können, sondern mehr noch, weil ich nicht alleine war. Es fiel mir die ganze Wanderung über wirklich schwer nicht an letzter Stelle zu gehen. Von hinten habe ich einen besseren Überblick und kann besser zur Hilfe kommen. "Geh ruhig vorbei, du bist eh schneller." ist eine wirklich schwierige Aufforderung. Zumindest an dieser Stelle durfte ich den Schluss bilden um den anderen eine kleine Stütze und Sicherung zu sein, während René von oben seine helfende Hand entgegen streckt. Auch eine riesige Verantwortung. Ihr Leben in meiner Hand.
Am Ende haben wir es gut geschafft. Aber etwas ausruhen um das Zittern zu beruhigen war doch notwendig. Zwei Tage vorher hatte ich mir meinen Daumen geprellt. Diese und andere Schmerzen habe ich in dieser Zeit des Kletterns nicht gespürt. Adrenalin ist etwas feines, nur auf Dauer nicht so gesund.
Ich habe ähnlich gefährliche Situationen schon früher durch gemacht, problemlos und lachend. Aber vielleicht nicht so bewusst oder viel leichtsinniger. Nun bin ich älter und ich merke am vielen Stellen, wie ich vorsichtiger bin und mir mehr Sorgen mache. Besonders gegenüber meiner Neffen wird das deutlich. Was die alles unbeschwert machen wollen, wovor ich sie sorgenvoll abhalte. Kaum zu glauben dass ich früher so war.
Wie geht es euch damit?
Habt ihr schon gefährliche Momente durch gemacht?
Bewusst oder ist euch die Situation erst später klar geworden?
Zur Auffrischung der Ereignisse füge ich euch ein Video an, das René aufgenommen hat.
Ein Gedanke zu „Lebensgefahr?“