Improvisieren

Improvisieren

Improvisation, das ist auch ein weites Feld. Es ist das Sahnehäufchen auf der Erdbertorte, der feine Schliff am Diamanten, die besondere Note der Musik, das gewisse Etwas, das wichtige Element bei allen Heimwerkern und Gartenbauern und es ist das Überleben des Missionars.

In meinen Vorbereitungen auf den Unterricht in Honduras habe ich immer wieder gemerkt, dass es nicht so einfach ist, sich einen guten Plan zurecht zu legen und dann danach zu gehen. Es braucht viel Überblick die Situation richtig einzuschätzen und dann die nötige Flexibilität den Plan an den Umständen anzupassen. Das ist nötig wenn es darum geht welche Materialien zur Verfügung stehen, aber auch wenn man das Mit den Kindern umsetzten möchte.

Besonders wichtig wird es, wenn man an einen Misisonswerk arbeitet. Es waren nicht immer alle Lehrbücher vorhanden, Materialien und Werkzeuge nicht immer in gewünschter Qualität, oder es fehlte am spezifischen Fachwissen, welches vielleicht ein früherer Mitarbeiter hatte. Wenn man zudem nicht für alles Geld ausgeben kann um die nötigen Dinge zu kaufen, dann braucht es etwas Improvisationstalent.

In den letzten  Tagen war ich etwas am handwerkeln um ein paar Dinge hier zu verbessern.  Ich bin nicht gerade der gute Handwerker, aber ein paar Handgriffe waren hier und da nötig. Die Eingangstür hat am Boden geschliffen, also habe ich ein Stück Draht in die Scharniere gepackt, damit die Tür wenige Millimeter höher hängt. In Honduras habe ich auch eine Toilette repariert – Eigentlich nicht „repariert“, sondern nur wieder funktionsfähig gemacht, indem ich ein Stein im Wasserbecken fixiert habe. Es gibt noch weitere Kleine Projekte, die mir aber momentan nicht einfallen.

Bild vom Tisch

Zwei „größere“ Dinge möchte ich hier aber noch nennen.
Zum ersten ist das ein Tisch, den ich gebaut habe. Vor unserer Tür zum Garten hin steht ein Sofa, welches gelegentlich genutzt wird um im Sonnenschein Mittag zu essen. 10 Meter weiter sind drei Tische mit Sitzbänken, aber der Weg ist ja so weit! Also habe ich aus den Abfall-Holz, was beim Bauen der Toilette entstanden ist, ein Tisch gezimmert. Dieser ist nicht besonders edel – eher rustikal – aber funktionsfähig. Links ist ein Bild von der fertigen Sofaecke.

Das zweite ist ein Eine Halterung für Kamera und Mikrofon. Mit der Korona-Krankheit und der daraus folgenden sozialen Distanzierung haben wir mehr Programme hier in Matteson über das Internet gestaltet. Die Webcam nur auf den Tisch zu stellen ist dann nicht mehr ganz so schön. Zur Easter-Ralley habe ich dafür eine Halterung aus Pappe am Stützpfeiler im Wohnzimmer angebracht, die ihr rechts auf den Bild sehen könnt. Sehr einfach, aber stabil. Dazu ein Stück Holz, etwas zurecht geschnitzt und angemahlt, damit es das Mikrofon halten kann.

Kamerahalterung
Mic aufrecht
Mic in process
mic wagerecht

Der Holzständer war ganz gut, aber etwas wackelig. Damit war ich langfristig nicht gerade zufrieden. Also musste eine bessere Idee her. Nach einigen Überlegungen ist mir aufgefallen, dass das Mikrofon genau die Größe einer Bohnendose hat. Also habe ich mich dran gemacht aus einer Dose eine bessere Halterung zu bauen. Die nötige Form ausschneiden und den Boden etwas mit Holz verstärken, damit es auf den Ständer stabil bleibt. Die Bilder links zeigen ein Zwischenschritt und das Endprodukt. Mit der neuen Halterung ist es auch möglich ist das Mikrofon direkt auf den Sprecher zu richten, oder aufrecht zu lassen, wenn alle im Raum etwas sagen wollen.

Manche sagen, dass ich besonders kreativ bin. Andere bewundern meine praktischen Fähigkeiten. Die meisten aber freuen sich über die schönen „Verbesserungen“, auch wenn sie selber die Notwendigkeit vorher nicht gesehen haben. Doch auch wenn ich manchmal in mir nach dieser Anerkennung ausschau halte, so ist es doch nicht mein Hauptziel. Es sind dis kleinen Dinge des Lebens, die etwas stören und mit ein paar Handgriffen verbessert werden könnten. Langfristig würde ich mich darüber ärgern, wenn es etwas gibt, was verbessert werden könnte, aber immer störend bleibt. Das ist einfach gesagt bei den kleinen Dingen, braucht aber wesentlich mehr Kraft und Motivation für die großen Schwierigkeiten.

Der Arbeitsprozess ist nicht immer leicht. Wie ich oben beschrieben habe fehlen meistens Werkzeuge, Materialien oder Anleitungen. (Ein Teil unseres kleinen Werkzeug-Lagers im Titelbild) Da ist etwas um-die-Ecke-denken gefragt. Vielleicht ist das etwas, was ich in der Zeit auf der Missionsschule gelernt habe: die begrenzten Mittel zu nutzen was zur Verfügung steht um die anliegenden Aufgaben zu erledigen. Das sollte in vielen Bereichen des Alltags hilfreich sein.

3 Gedanken zu „Improvisieren

  1. Ein weiterer Bereich des improvisieren ist die Küche. Wenn man Mittag machen möchte, dann ist es meist ein gucken im Kühlraum und dann überlegen was gefällt und was man daraus machen kann. Oder Mann meldet die gewünschten Zutaten 2 Tage vorher an.

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