Was ich noch lernen muss

Was ich noch lernen muss

Ich bin jetzt in der dritten Woche angekommen und konnte schon einen guten Einblick bekommen, wie das Leben hier aussieht. Auch habe ich mich schon mit einigen Arbeiten und Menschen vertraut gemacht, sodass ich nicht mehr das Gefühl habe, nur zu Besuch hier zu sein.

Halvorsbøle

Am vergangenen Wochenende waren wir bei einem Gebetsseminar mit etwa hundert Teilnehmer. Der Veranstaltungsort „Halvorsbøle“ ist eine schöne, ruhig gelegene Anlage, die u.a. auch 1993 für die Oslo Accords genutzt wurde. Vom angrenzenden See habe ich das Titelbild gemacht.
Wir als Schule haben beim Zubereiten und Servieren des Essens geholfen haben. Hauptverantwortlich für das Essen war Estelle, eine ehemalige Schülerin, die nahe der Schule ihr eigenes kleines Bistro hat und auch Catering für Veranstaltungen anbietet. An dieser Stelle kann ich erwähnen, dass alle Mitarbeiter an und um der Missionsschule ehemalige Schüler sind. Das macht das Umfeld zu etwas Besonderen, weil auch jeder seine eigene Geschichte der Missionsschule erzählen kann. Solche zu hören, kann sehr ermutigend sein.

Das kann ich schon

Beim Arbeiten in der Küche und beim abwaschen ist mir aufgefallen, dass ich schon einmal in einer Großküche gearbeitet habe. Während meines Studiums in Friedensau habe ich jeden Tag etwa 2 Stunden in der Küche geholfen. Diese Arbeit ist mir also vertraut. Dann ist mir aufgefallen, dass ich das gleiche am Donnerstag gedacht habe, als wir im Gewächshaus die Tomatenpflanzen gepflegt haben. Als Briefträger bin ich auch von Haus zu Haus und habe an fremden Türen geklingelt. Auch bin ich lange Autofahrten gewohnt und mit Arbeit im Haushalt vertraut. Bei vielen Dingen kann ich auf frühere Erfahrungen zurückgreifen. Aber doch bleibt noch genug Freiraum um weiter zu lernen. Und so freut es mich, dass ich hier ganzheitlich weiter wachsen kann.

Das lerne ich noch

Aber es gibt auch einiges, was ich noch lernen muss, bzw wo ich noch dann gewöhnen muss.
Zum einen ist es noch etwas komisch direkt vor meinen Zimmerfenster ein anderes Haus zu haben, nur wenige Meter entfernt. Deswegen sind meine Gardinen auch immer zugezogen. Das zeigt etwas meine Verschlossenheit gegenüber anderen. Das ist auf jeden Fall ein Bereich, wo ich mich erst einmal an das Umfeld hier gewöhnen muss und dann auch weiter daran lernen kann.
An das Essen muss ich mich auch gewöhnen. Nicht, weil es mir nicht schmeckt, ganz im Gegenteil, es ist köstlich! Aber gerade deswegen muss ich mich zusammenreißen, dass ich mich nicht immer so voll esse.
Es gibt es noch ein paar Kleinigkeiten, die ich  lernen werde. Zum Beispiel meine Hemden bügeln, bestimmte Kochrezepte, Eigenheiten der Hausarbeit und natürlich die norwegische Sprache.

Ich  bin Deutscher

Was auch ganz wichtig ist, was ich am vielen Stellen merke ist, dass ich nicht ganz so deutsch sein sollte. Nicht dauernd meckern, kritisieren und alles besser wissen wollen. Was die Deutschen gerne machen (wurde mir gesagt, habe ich beobachtet und selbst daran gedacht) ist die Müllsortierung in Frage stellen, Fliegen jagen, Arbeit verbessern und effizienter gestalten wollen oder Andere antreiben. In gewisser Weise damit im Zusammenhang, oder als deren Ursache, entdecke ich bei mir oft eine gewisse Überheblichkeit. Gott sei Dank kann ich sagen, dass ich da schon ein bisschen an Demut gelernt habe. Bei meinem Besuch im April war ich ziemlich deutsch. Das hat sich gebessert, dennoch kommen mir manchmal diese kritisierenden Gedanken. Aber ich habe mir vorgenommen solche für mich zu behalten, vor Gott zu bringen und nicht damit die Stimmung anderer zu verderben.

Kulturelle Unterschiede

Es ist natürlich vorprogrammiert, dass die unterschiedliche Kultur ein Reibungspunkt sein kann. Zum Glück sind die Leute hier alle vom Europäischen Hintergrund geprägt. Da sind wir uns alle schon ziemlich ähnlich, auch wenn jedes Land seine Feinheiten hat. Es erfordert dann ein gewisses Feingefühl und eine Offenheit den anderen zu akzeptieren. Natürlich  gibt es auch Dinge, die ausgesprochen und die dann geändert werden können, aber Rücksicht ist immer noch eine wichtige Tugend, besonders wenn so viele junge Menschen auf dichten Raum zusammen leben.

Gott hält uns als Mittelpunkt alle zusammen. Das hilft wirklich sehr. Und das macht das Zusammenleben mit anderen so spannend. Freudig blicke ich auf den Prozess des Zusammenwachsen.

Ein Gedanke zu „Was ich noch lernen muss

  1. vielen Dank, dass du deine Eindrücke mit uns teilst.
    Es tut oft mal ganz gut die eigenen Eigenheiten im Blick auf die eigene Kultur zu verstehen.
    Da du, wie du berichtest, mit so vielen verschiedenen Kulturen nun Kontakt hast, kannst du auch einmal zusammen tragen, was du jeweils von den anderen Kulturen lernen und dir aneignen möchtest. Das könnte ein spannend bunter Strauß werden!

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